Ubuntu-Gasshuku Stellenbosch South Africa (Dr. Michael Eisenmenger)

"Goeie More, Suid-Afrika!"

Ein Braun-Gurt beim Ubuntu-Gasshuku in Südafrika

"Guten Morgen, Südafrika", dachte ich, als ich durch das Kabinenfenster des Airbus in das grelle Morgenlicht blinzelte, Durch die Fenster der rechten Seite war der Tafelberg zu erkennen.
Was brachte mich dazu, 11.5 Stunden in einer Blechröhre mit ca. 500 anderen Menschen zu sitzen? Fußballfanatiker flogen zur Fußball-WM, Freunde berichteten von Weineinkäufen, oder nutzten die Herbstferien. um mit der Familie Südafrika zu bereisen. Und ich? Nichts von alledem, das l.O.G.K.F.·International Ubuntu Gasshuku wartete auf mich, das erste in Südafrika seit 1985.

Gasshuku? Ubuntu?
Gasshuku ist japanisch und bedeutet Trainingslager. Ubuntu war das Thema des Gasshuku und entstammt dem afrikanischen Konzept des Ubuntu Ngumuntu Ngabantu, frei übersetzt: Der Mensch ist Mensch durch andere Menschen. Gastgeber war IOGKF Südafrika, an der Spitze Bakkies Laubscher Sensei. Die Trainingswoche wurde vom Großmeister Higaonna Morio Sensei geleitet und überwacht. Dabei wurde er von zahlreichen bekannten IOGKF~lnstruktoren unterstützt. 600 Karateka aus 23 Mitgliedsländem sind nach Stellenbosch gekommen, um im DF Malan Centre des Coetzenburg Sports Field zu trainieren.

General Training vom 25.-29. Oktober
Mit etwas mulmigem Gefühl machte ich mich fiir das erste Training fertig. Ich hatte schon an Gasshukus mit Higaonna Sensei in Bydgoszcz (Bromberg) in Polen und mit Bakkies Sensei in Senec (Slowakei) teilgenommen, aber an einem mit beiden ..... noch nie.

Um 10.45 Uhr begann sich die Halle zu füllen. Es dauerte ein wenig bis die Teilnehmer in Reih und Glied standen. Dann begann das Training mit Junbi Undo (Aufwärmen) und Kihon (Grundschule) unter der Leitung von Higaonna Sensei. Nach einer Stunde wurden wir entsprechend unserem Grading in Gruppen aufgeteilt. Unter Leitung eines Chief Instructors wurden verschiedene Themen durchgenommen. wie z.B. Fallen aus dem Stand, nach vorne, nach hinten, zur Seite, ... Die Spuren dieses Trainings sieht man noch immer am Rücken meines Gis. Sehr interessant war die Einführung in die Techniken mit dem Hanbo, dem Unterarm langen Stock, geleitet durch Vinzent February Sensei, dem Sempai von Bakkies Sensei. Höhepunkt war sicher das Kata-Training mit Higaonna Sensei: am Montag Gekisaidai Ichi und Ni und am Mittwoch Sanchin, mit nacktem Oberkörper.

Und nach dem Training? Raoul Sensei erwies sich als profunder Kenner seiner Heimat. Gemeinsam machten wir Kapstadt mit der Waterfront unsicher. Leider konnten wir nicht auf den Tafelberg, denn des Teufels Tischtuch lag darauf, und der Southeaster fegte durch die Stadt. Unseren Mietwagen, einen kleinen Renault, trieb Raoul über den Helshoogte-Paß nach Franschhoek, wo wir das Hugenotten-Denkmal und -Museum besuchten. Sightseeing-Höhepunkt war für mich als Segler die Fahrt zum Cape Point und dem Kap der Guten Hoffnung: Du stehst beim Leuchtturm und siehst nur Wasser ... bis zum Südpol!
Bedrückend, da für Mitteleuropäer ungewohnt, die Wellblechhütttensiedlungen, die Squatter-Camps, entlang der Autobahn. Apropos Autobahn: wir würden sie über eine Brücke queren, nicht so die Bewohner der Squatter-Camps, die laufen über die Fahrbahn.

Fazit: Hoffentlich wartet Bakkies Sensei nicht wieder 25 Jahre, um das nächste lnternationale lOGKF-Gasshuku in Südafrika abzuhalten. Drei Stunden täglich und fünf Tage lang Karate bringen dich auf deinem Weg deutlich weiter. Und das in einem tollen Land.

powered by contentmanager.cc